Der Weg Traumhaus ist dank Darlehen möglich, doch lang und etappenreich: Was Bereitstellungszinsen beim Hauskauf ausmachen und wie sie sich vermeiden lassen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Bereitstellungszinsen: Hauskauf Stück für Stück
Ein Haus baut sich Stein auf Stein. Deshalb ist man auf ein Hausdarlehen in den meisten Fällen auch erst Stück für Stück angewiesen. Ob Verputz, Tapezieren oder Malerarbeit: Alles sind einzelne, kleine Prozesse, die an unterschiedlichen Tagen und Augenblicken fertig- und in Rechnung gestellt werden.
Warum also für den großen Gesamtbetrag Zinsen zahlen, wenn man den Kredit häppchenweise braucht? Aus diesem Grund wird ein Hausdarlehen oft Stück für Stück ausgezahlt, also in den kleineren Geldmengen, die während der Bau- oder Renovierungsarbeiten gerade benötigt werden. Dadurch dauert es aber eine gewisse Zeit, bis das komplette Darlehen gegeben worden ist. Die Bank muss also das versprochene Geld für einige Zeit verwahren. Das kostet. Deshalb verlangen Banken Bereitstellungszinsen.
Kredit, Sollzins, Bereitstellungszinsen beim Hauskauf: Endlich erklärt!
Gerade im Begriffsdschungel der Banken zur Baufinanzierung kann man sich leicht verirren und verwirren lassen. Die wichtigsten Begriffe deshalb einmal erklärt.
Wenn man bei einer Bank einen Kredit aufnimmt, leiht man sich von ihr Geld. Dieses Geld zahlt man über einen vereinbarten Zeitraum in Raten stückweise wieder zurück. So tilgt man das Darlehen mit der Zeit. Hinzukommen noch die Zinsen. Das ist der Preis für den gegebenen Kredit.
Bei der Baufinanzierung kann es zwei verschiedene Zinstypen geben: Die Sollzinsen und die Bereitstellungszinsen
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Sollzinsen:
Werden für den schon genutzten (ausgezahlten) Darlehensteil verlangt.
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Bereitstellungszinsen:
Werden für den noch ausstehenden Nettobetrag des Kredits verlangt. Das ist der Kreditteil, den die Bank für den Kunden so lange verwahrt, bis er beim Arbeitsprozess benötigt wird.
Bereitstellungszinsen: Hauskauf mit Aufpreis
Die tatsächlichen Kosten der Bereitstellungszinsen beim Hauskauf hängen von dem jeweiligen Angebot des Kreditgebers ab. Im Regelfall machen sie monatlich etwa 0,25 Prozent des noch nicht ausgezahlten Kreditbetrages aus, sie können aber auch geringer sein.
Die Zinsen werden pro Tag bis zur nächsten Auszahlung berechnet. Der Zahlungsbetrag für Bereitstellungszinsen beim Hauskauf verringert sich so mit der Zeit, weil der noch ausstehende Kredit von Auszahlung zu Auszahlung schrumpft.
Bereitstellungszinsen Hauskauf: Zeit zum Sparen
Bereitstellungszinsen beim Hauskauf fallen aber nicht direkt mit der ersten Rate an. Es gibt eine sogenannte bereitstellungzinsfreie Zeit. Das ist Zeitraum, in dem der Kreditnehmer keine Zinsen zur sicheren Verwahrung des noch ausstehenden Darlehens zahlen muss. Ist sie abgelaufen, kommen zu der Restschuld die regulären Sollzinsen plus die Bereitstellungszinsen hinzu.
Die bereitstellungzinsfreie Zeit kann individuell auf den Kreditnehmer abgestimmt werden und ist im Kreditvertrag festgehalten. Meistens beläuft sie sich auf drei Monate nach Tag des Vertragsabschlusses. Es gibt aber auch Verträge mit einer bereitstellungszinsfreien Zeit von sechs oder sogar zwölf Monaten. Das hängt vor allem von der Höhe des Kreditbedarfs und des Angebotes der jeweiligen Bank ab. Gerade Bereitstellungszinsen beim Hauskauf sind aber oft eher an längere Befreiungszeiten gebunden. Das ist eine Frage der cleveren Vertragsverhandlung.
Befreit von Bereitstellungszinsen beim Hauskauf: So geht’s länger
Wenn selbst die bereitstellungszinsfreie Zeit, zum Beispiel durch Bauverzögerungen, nicht ausreicht, kann man sie verlängern lassen. Doch Achtung: Da ist eine genaue Kalkulation gefragt! Man sollte sicherstellen, dass sich die verlängerte Bereitung von den Bereitstellungszinsen beim Hauskauf auch wirklich lohnt. Generell kostet die nämlich zwischen 0,01 bis 0,03 Prozent im Monat und wird auf den Sollzins draufgerechnet.
Es ist deswegen sinnvoll, zu prüfen, ob eine Verlängerung wirklich finanziell rentabel ist oder ob sich das Problem auch anders lösen lässt. Etwa durch ein Forward-Darlehen. Das ist ein Kredit, der unter dem aktuellen Zinssatz abgeschlossen, aber erst später ausgezahlt wird.
Der Auszahlungstag kann bis zu fünf Jahre nach dem Vertragsabschluss liegen. Wenn die eigentlichen Sollzinsen aber niedriger sind, als die Bereitstellungszinsen beim Hauskauf, könnte man sich das Darlehen auszahlen und anlegen lassen. Darlehen sind allerdings zweckabhängig und werden nicht ohne Verwendungszweck gegeben.
Bereitstellungszinsen beim Hauskauf vermeiden: Verhandeln ist alles!
Der erste Schritt zum guten Ergebnis ist eine gute Ausgangssituation. Bedeutet: Ein guter Darlehensvertrag muss her.
Aber was ist gut?
Je niedriger die Bereitstellungszinsen und die Kosten der bereitstellungszinspflichtigen Zeit, desto entspannter ist die Baufinanzierung. Beides lässt sich im Voraus optimieren. Das heißt:
So lassen sich schon vor dem Bauen einige Euro sparen. Den Bereitstellungszins bieten manche Kreditinstitute auch unter 0,25 Prozent an. Vergleicht man die Angebote richtig, lässt sich auch der Preisaufschlag nach der bereitstellungszinsfreien Zeit niedrighalten. Der ergibt sich aus dem jeweiligen Sollzins, der Bindungsdauer, Auszahlungskurs und Tilgungsfortschritt und variiert von Bank zu Bank.
Bereitstellungszinsen Hauskauf: Angebote vergleichen (Beispiel)
Angebot A Angebot B
Bedarf (Darlehen) 170.000 Euro 170.000 Euro
Sollzinsbindung 15 Jahre 15 Jahre
Bereitstellungszinsfreie Zeit 3 Monate 3 Monate
Auszahlung innerhalb 9 Monate 9 Monate
Bereitstellungszins pro Monat 0,25 Prozent 0,25 Prozent
Bereitstellungszins insgesamt 2.550 Euro 2.550 Euro
Nettofinanzierungsbedarf 172.550 Euro 172.550 Euro
Zinssatz pro Jahr 2,55 Prozent 2,55 Prozent
Rate pro Monat (Beispiel) 789 Euro 789 Euro
Restschuld nach 15 Jahren 80.064,49 Euro
Bereitstellungszinsen beim Hauskauf vermeiden: Planen ist alles!
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Finanzplan
Wichtig bei einer größeren Baufinanzierung ist immer ein realistischer Finanz- und Zeitplan inklusive Spielraum und Puffer für Unerwartetes. Achtung: Die Bank gibt Darlehen erst, wenn das Eigenkapital vollständig genutzt wurde. Das wird oft vergessen und sollte aber im Plan unbedingt eingerechnet sein. Clever geplant, lassen sich die Bereitstellungszinsen beim Hauskauf so einfach vermeiden oder reduzieren. Der Plan sollte eingehalten und regelmäßig mit dem aktuellen Stand abgeglichen werden.
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Verursacher zahlt
Kann der Finanzplan aus Bauverzögerungen nicht eingehalten werden, gilt: Der Verursacher zahlt. Um sich abzusichern, sollte man deswegen im Vorfeld Deadlines mit dem Bauunternehmen festlegen. So kann sich der Kreditnehmer absichern. Die möglichen, entstehenden Bereitstellungszinsen müssen dann von der verantwortlichen Firma übernommen werden.
Fazit
Bereitstellungszinsen beim Hauskauf werden für das noch auszuzahlende Darlehen zur Verwahrung vom Kunden gezahlt und zum Sollzins, nach Beginn der bereitstellungszinsfreien Zeit, addiert. Ein guter Finanz- und Zeitplan kann helfen und Zusatzkosten vermeiden. Außerdem sollten genaue Daten mit Baufirmen rechtlich abgestimmt und ein zeitlicher und finanzieller Puffer immer im Hinterkopf behalten werden.
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